Contergan - Wiedemann |
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In der Zeitschrift "Die medizinische Welt" vom
16. September 1961 erschien ein Haupt-Artikel über eine merkwürdige Häufung von
Fehlbildungen bei Neugeborenen. Der Direktor der Städt. Kinderklinik in Krefeld Prof. Dr.
Hans-Rudolf Wiedemann berichtete, daß in seiner Klinik in den letzten 10 Monaten 13
Fälle von Gliedmaßenfehlbildungen bei jungen Säuglingen zur Beobachtung gekommen waren.
Das waren mehr als in dem gesamten Jahrzehnt davor. Wiedemann berichtet über viele weitere Fälle in der Umgebung. "Man ist versucht, geradezu von einem 'epidemischen' Geschehen zu sprechen. Wie im Großen ernst und erschreckend, so verstört und erregt es im umschriebenen Bereich - wenn z. B. in einen kleinen Flecken unweit Krefelds in enger zeitlicher Folge 5 Kinder mit Gliedmaßen Mißbildung geboren wurden...Als äußerst wichtig erscheint, daß nach meinen bisherigen Informationen weder in der Ostzone (SBZ) Deutschlands... noch in Belgien und der Schweiz eine Zunahme hypo- und aplastischer Gliedmaßenfehlbildungen auffällig und erfaßbar geworden ist!" "Wir möchten am ehesten die Auswirkung eines sonstigen, in unserem engerem Zivilisationsbereich neuerdings 'eingeführten' und hier weit oder allgemein verbreiteten 'toxischen' Faktors vermuten - aber wir kennen ihn nicht." Dem Artikel war eine Bildtafel mit Photos von 9 geschädigten Säuglingen beigefügt. In den nächsten Ausgaben der Zeitschrift finden sich keine Hinweise auf Leserreaktionen. Zwei Monate später beschrieb Widukind Lenz den Auslöser der Epidemie (Contergan). Ob Lenz den Artikel gelesen hat ist unklar. Der Artikel ist ein Beleg dafür wie schwer es ist Zusammenhänge in der Medizin zu erkennen. Auch die relativ häufigen Erb-Krankheiten Phenylketonurie und Chronische Fibrose wurden erst in den 1930er Jahren entdeckt.
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Wiedemann, Hans-Rudolf: Hinweis auf eine derzeitige Häufung hypo- und aplastischer Fehlbildungen der Gliedmaßen. Die Medizinische Welt 1961, Nr. 37, Seite 1863-1866. | |
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