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Griesinger Psychiatrie Lehrbuch 1845

Das Lehrbuch von Wilhelm Griesinger (1. Auflage 1845, 2. Auflage 1862) gilt als eines der wichtigsten Psychiatrie-Bücher. Besonders der Satz "Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten" wird gerne zitiert. (Original: "Der erste Schritt zum Verständniss der Symptome ist ihre Localisation. Welchem Organ gehört das Phänomen des Irresseins an ? - Welches Organ muss also überall und immer nothwendig erkrankt sein, wo  Irresein vorhanden ist ? - Die Antwort auf diese Frage ist die erste Voraussetzung der ganzen Psychiatrie. Zeigen uns physiologische und pathologische Thatsachen, dass dieses Organ nur das Gehirn sein kann, so haben wir vor Allem in den psychischen Krankheiten jedesmal Erkrankungen des Gehirns zu erkennen" Seite 1).

S. 238 (§ 116) "Der Wahnsinn - Wir begreifen unter diesem Namen Exaltationszustände, deren Character in affirmativem, expansivem Affect mit anhaltender Selbstüberschätzung und daraus hervorgehenden, ausschweifenden und fixeren Wahnvorstellungen besteht."

Griesinger scheint hier Zustände zu meinen, die heute als manische Phase einer affetiven Psychose diagnostiziert würden. Einiges erinnert auch an den Größenwahn bei progressiver Paralyse oder an schizophrene Psychosen.

S. 258 (§ 122) "Die partielle Verrücktheit - Wir begreifen hierunter jene secundäre Zustände von Irresein, wo auch mit bedeutender Abnahme und nach gänzlichem Erlöschen des ursprünglichen krankhaften Affects das Individuum nicht genessen, sondern in der Weise erkrankt geblieben ist, dass es nun am auffallendsten in einzelnen fixen Wahn-Vorstellungen, die mit besonderer Vorliebe gepflegt und stets wiederholt geäussert werden, deliert, - immer also eine secundäre, aus der Melancholie oder Manie herausgebildete Krankheit."

S. 264 (§ 124) "Hallucinationen und Illusionen aller Sinnesorgane sind in keiner Form des Irreseins so häufig, wie bei den Verrückten und in sehr vielen Fällen nähren und unterhalten sie vorzüglich das Delirium."

S. 275 (§ 125) "Die Verwirrtheit oder allgemeine Verrücktheit (Demence) - Unter den psychischen Schwächezuständen ohne das auffallende Herrschen eines Einzel-Wahns begreifen wir - im Gegensatz zum apathischen Blödsinn - diejenigen unter der Benennung der Verwirrtheit, wo die Kranken noch einige äussere Lebendigkeit und Beweglichkeit sowohl in Rede als Benehmen zeigen, welche dann eben auch auf einige noch vorhandene Mannigfaltigkeit und Activität des Vorstellens und Strebens hinweist."

Die Verrücktheit scheint die heutige Schizophrenie zu umfassen (akut/chronisch). Heftig diskutiert wurde Griesingers Vorstellung, daß die Verrücktheit immer nur als Folge einer anderen Störung vorkommt.

 

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