Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie |
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Die Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (heute
Max-Planck-Institut für Psychiatrie) wurde 1917 in München eröffnet. Seit 1912 war Emil Kraepelin, der Leiter der Universitäts-Nervenklinik in München, bemüht ein nur der Forschung dienendes Institut aufzubauen. Es sollte hauptsächlich den Stoffwechsel psychisch Kranker analysieren, genaue pathologisch-anatomische Untersuchungen ermöglichen und eine experimentell-beobachtende Psychologie durchführen. Nachdem Versuche gescheitert waren den wichtigsten deutschen Geldgeber für wissenschaftliche Forschung in Deutschland (Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft) zu gewinnen, gelang es Kraepelin andere Spender zu finden. Neben Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und dem jüdischen Bankier James Loeb brachten auch der Verband der Deutschen Chemischen Industrie bis Juli 1916 1,7 Millionen Reichsmark auf. Auf der ersten Sitzung der DFA hielt Kraepelin, in Anwesenheit des bayerischen Königs Ludwig III., den Festvortrag über "100 Jahre Psychiatrie". Nach einigen Monaten in den Räumen der Universitätsklinik konnten am 1. April 1918 eigene Räume am heutigen Standort beim Krankenhaus Schwabing bezogen werden. Die Leiter der Abteilungen waren: 1. Histopathologie I (Franz Nissl) 2. Histopathologie II (Walther Spielmeyer) 3. Histotopographie (Korbinian Brodmann) 4. Serologie (Felix Plaut) 5. Psychiatrische Erblichkeitsforschung (Ernst Rüdin) 6. Experimentelle Psychologie (Emil Kraepelin/Johannes Lange) 1922 richtete die DFA am Schwabinger Krankenhaus eine Station für 25 weibliche Kranke ein. Im selben Jahr wurde Emil Kraepelin als Ordinarius emeritiert und widmete sich bis zu seinem Tod 1926 nur noch der DFA. 1928 konnte durch die Unterstützung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und der amerikanischen Rockefeller Foundation ein eigener Neubau bezogen werden. 1929 wurde James Loeb, der in den wirtschaftlich schwierigen Jahren immer wieder mit großen Summen die DFA unterstützte, zum Ehrenmitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannt. Ab 1931 wurde die klinische Abteilung (100 Betten) von dem berühmten Psychopathologen Kurt Schneider geleitet. Ernst Rüdin übernahm die Geschäftsführung des Instituts. In der Nazi-Zeit nahm die DFA eine zwiespältige Rolle ein. Durch geschickte Diagnosestellungen soll Kurt Schneider vielen Patienten geholfen haben und eine aktive Beteiligung von Angehörigen der DFA an den Euthansie-Aktionen (T4) ist nicht nachweisbar. Andererseits wurden 1935 die jüdischen Mitarbeiter gezwungen das Institut zu verlassen, Ernst Rüdin war Mitherausgeber des Kommentars zum "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" und billigte Krankentötungen, Meldebögen zur Zwangssterilisation wurden ausgefüllt und durch enge Verbindungen mit dem Bezirkskrankenhaus Eglfing-Haar bei München wurden die Morde an psychisch Kranken auch in der DFA bekannt. Im Juli 1944 wurde das Gebäude der DFA durch einen Luftangriff schwer beschädigt und der Betrieb eingestellt. Bei der Betrachtung der historischen Bedeutung der DFA ergibt sich ein merkwürdiger Widerspruch. Das weltweit erste große Institut zur Erforschung psychiatrischer Krankheiten war ein wichtiger Schritt zur Anerkennung der Psychiatrie als wissenschaftlich fundiertes Fach, viele bedeutende Forscher arbeiteten über die Struktur und Funktion des Nervensystems. Nur das eigentliche Ziel die körperlichen Ursachen der endogenen Psychosen (Schizophrenie und schwere affektive Störungen) aufzudecken wurde nicht erreicht. 1954 wird die DFA in die Max-Planck-Gesellschaft integriert. 1966 Umbennung in Max-Planck-Institut für Psychiatrie und Eröffnung einer neuen Forschungsklinik unter Leitung von Detlev Ploog (Direktor Gerd Peters). 1998 Die theoretische Abteilung wird umbenannt in MPI für Neurobiologie. Die klinische Abteilung wird von Florian Holsboer geleitet. Schwerpunkte der Forschung sind Depressionen, Angsterkrankungen, Psychopharmaka, Altersforschung, Schlafmedizin und Multiple Sklerose. Literatur: Weber, Matthias M. (1997): Von Emil Kraepelin zu Ernst Rüdin: Die Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie 1917-1945. In: Schriftenreihe der deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde, Band 2 herausgegeben von G. Nissen und F. Badura S. 419-435 Webseiten: Max-Planck-Institut für Psychiatrie hier Prof. Florian Holsboer hier
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